Zuerst auf dem Hof seines Großvaters, dann bei seinem älteren Bruder, der sich bereits an der Loire einen guten Namen als Winzer erworben hatte.
Es folgten Lehrjahre im Bordeaux und im Beaujolais Weinbaugebiet.
An eine Selbstständigkeit als Winzer dachte er aus finanzielle Gründen zunächst nicht. Doch dann kam er zufällig nach Calce, einem kleinen, damals fast ausgestorbenem Dorf im hoch gelegenen Hinterland der touristisch erschlossenen Küste am Mittelmeer. Weinbau hatte hier seine einstmals große Bedeutung längst verloren. Viele Weinberge wurden seit Jahren nicht mehr bewirtschaftet, aber sie waren noch vorhanden. Olivier Pithon erkannte nicht nur die Humusarmen kargen, aber Mineralreichen Böden und konnte sich vorstellen, hier aufgrund des kühleren Klimas, elegantere, feinere Weine erzeugen zu können, alls es wenige Kilometer entfernt in der Ebene möglich gewesen wäre.
Er kratzte jeden Cent zusammen und konnte Dank einer kleinen Bürgschaft ein Bankdarlehen erhalten, mit dem er in 2001 einige Hektar Weinberge und ein altes Gebäude im Zentrum des Ortes kaufte.
Calce, das Dorf im Roussillon
Sofort machte er sich an die Arbeit mit dem Ziel, von Anfang an biologischen Weinbau mit starken Einflüssen der biodynamischen Arbeitsweise zu betreiben. Dazu sind Rinder, in diesem Fall war es zuerst eine Kuh, die den Namen "Lais" erhielt, eine wichtige Voraussetzung (lesen Sie darüber in meinen Weinlexikon). Später kam noch mehrere hinzu und auch noch ein Pferd für die Bodenbearbeitung in den Weinbergen hinzu. Alle leben ganzjährig im Freien.
Später mietete er Räume in benachbarten Häusern für die Lagerung der Flaschenweine, sowie für ein Büro hinzu.
Die Hauptaufgabe eines guten Winzers liegt jedoch in der Pflege der Reben und der Böden in den Weinbergen, besonders dann, wenn sie mehrere Jahre vorher vernachlässigt wurden. Olivier Pithon musste zahlreiche alte, nicht mehr produktive Reben durch junge Reben ersetzen, einen ganzen Weinberg roden und nach einer mehrere Jahre dauernden Ruhephase neu mit jungen Reben bepflanzen. Damit sich deren Wurzeln tief in den Boden graben konnten, ließ er sie 5 Jahre wachsen, ohne Trauben zu ernten. Damit erreichte er, dass sie bei Trockenheit ausreichend Feuchtigkeit und Mineralstoffe aufnehmen und besseren Biowein ergeben.
Olivier Pithon bei der Arbeit im Weinberg, im Hintergrund der Pic Canigou
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Heute gibt es in Calce 7 oder 8 Biowinzer und abgesehen von der kleinen ortsansässigen Genossenschaft nur noch einen konventionell arbeitender Winzer. Das erzählte mir der Bürgermeister von Calce mit Stolz, als ich Oliver Pithon im Juni 2018 wieder einmal besuchen wollte, aber ihn nicht mehr an der mir bekannten Adresse vorfand. Ich erfuhr, dass sich Olivier Pithon außerhalb des Orts einen neuen Weinkeller mit Büro, Probierraum und ein neues Wohngebäude mit Landes - und EU Fördermitteln gebaut hatte.
Die alljährliche Weinlese ist immer noch der Höhepunkt eines Weinjahrgangs und für Olivier Pithon ein Geschenk der Natur. Bei aller Freude die Olivier Pithon emfindet, wenn Verwandte, Freunde und Freudinnen aus der ganzen Welt und in allen Hautfarben eintreffen um bei der Weinlese mitzuhelfen und Jahr für Jahr ein gutes Team bilden, ist ihm auch bewusst, dass zu kleine Erntemengen das Weiterbestehen seines noch jungen Weingutes gefährten könnte.
Die Nachmittage sind im September noch zu heiß für die Weinlese, aber wenn sich der Tau der Nächte auf den Weinblättern und Trauben verflüchtig hat, werden Trauben vormittags gelesen und in kleinen Kisten in den Keller gebracht, wo sie zu vorzüglichen Bioweinen werden.
Die Domaine Olivier Pithon